Jannine Koch – Kunst mit globalem Bezug made in Gelsenkirchen

Ein Besuch im Atelier

Mit ihrer Kunst kommentiert die Künstlerin Jannine Koch das globale Zeitgeschehen eindrucksvoll. Ein Besuch in ihrem Atelier mitten in Gelsenkirchen inklusive Gesprächen über Inspiration, Stil und das Leben als Künstlerin.

Februar 2, 2024

Hallo Jannine! Wir stehen hier in deinem Atelier. Was machst du hier genau?

Hier male ich vor allem. Mein Schwerpunkt liegt generell auf Malerei und Druckgrafik, aber ich mache auch andere Sachen. Dazu gehören Kooperationen mit anderen Künstlern oder das Verfassen von eigenen Texten. Zudem halte ich auch Reden bei Eröffnungen.

Daher würde ich mich als sehr vielseitige Künstlerin bezeichnen. Bekannt bin ich jedoch vor allem durch meine Malerei und Druckgrafik.

Besonders deine Malerei scheint thematisch einen klaren Rahmen zu haben. Wie würdest du ihn beschreiben?

Schon in meinem Diplom habe ich mich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen auseinandergesetzt. 2001 erfolgte dann der erste Drohnenangriff der Geschichte. Das hat mich sehr aufgerüttelt. Seitdem habe ich mich mit den Problematiken einer fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung beschäftigt. Ganz besonders steht die technische Kriegsführung im Fokus und wie Kriege medial verbreitet werden.

Mich haben schon immer Künstler*innen fasziniert, die auch das Weltgeschehen in ihrer Kunst einfangen.

In deiner Malerei arbeitest du oft auch mit Text, richtig?

Genau, das kommt zunehmend hinzu, auch wenn es manchmal nur ein Wort ist. Oder auch Codes sowie Seriennummern und Bezeichnungen von Gewehren oder Drohnen füge ich hinzu, um eine weitere Bild- und Bedeutungsebene hinzuzufügen.

Wie lange dauert die Fertigstellung einer deiner Malereien im Schnitt?

Im Schnitt 2-3 Monate bei 8 Stunden Arbeit pro Tag. Damit ähnelt meine Arbeit schon irgendwie einem 9-to-5-Job. Aber ich kann natürlich nicht jeden Tag im Atelier stehen, denn neben der eigentlich kreativen Arbeit muss ich auch Bewerbungen oder Förderanträge schreiben, Ausstellungen vorbereiten und Reden oder andere Texte verfassen. Zusätzlich bin ich als 1. Vorsitzende des Musikvereins Gelsenkirchen tätig. Dieses Ehrenamt ist ebenso interessant wie herausfordernd und zeitintensiv.

Wie genau planst du schon vorab, wie dein Kunstwerk aussehen soll?

Einige Sachen weiß ich schon im Voraus – zum Beispiel den groben Bildaufbau oder die Pixel. Das verändert sich wenig. Aber während des Arbeitens verfeinere ich diese Idee, zum Beispiel mit Textfragmenten oder gestischen, malerischen Akzenten. Irgendwann bekommt man einfach ein Gefühl dafür, was ein gutes Werk braucht.

Was würdest du als deine Inspiration bezeichnen?

Ganz klar die aktuellen Geschehnisse. Doch unabhängig davon habe ich mich schon zu Studienbeginn, dh. vor ca. 20 Jahren, mit dem Thema Krieg beschäftigt, was jetzt durch den Ukraine- und Israelkonflikt jedoch eine ganz andere Relevanz bekommen hat. Ich denke, man hat eine grundlegende Affinität zu einer bestimmten Ausdrucksart und einem bestimmten Thema und muss dann „nur“ eine geeignete Form dafür finden.

Rein dekorative Kunst schaue ich mir zwar gerne an, aber für meine Kunst gehört immer eine Bedeutungsebene dazu.

Was waren bisher deine persönlichen Meilensteine in der Kunst?

Auf jeden Fall die Museumsausstellungen – ich hatte zum Beispiel eine Ausstellungsbeteiligung im Museum der bildenden Künste in Leipzig. Meine Malerei funktioniert, zumindest bisher, nicht auf dem kommerziellen Markt, aber sehr wohl auf dem institutionellen.

2022 gab es auch eine große Ausstellung im Museum in Worpswede anlässlich des Todestags von Heinrich Vogeler. Dort hatten sie meine Werke auch bei der zeitgenössischen Kunst hinzugefügt – für zeitkritische Themenausstellungen wird meine Kunst häufig angefragt.

Aber auch meine Druckgrafiken – ich arbeite hauptsächlich im Bereich der Ätzradierung, einer Technik aus dem 15. Jahrhundert – werden häufig gezeigt. Zuletzt in einer Galerienausstellung in Mannheim, die sehr erfolgreich lief. Für meine Druckgrafik wurde ich 2023 zudem mit dem Grafikpreis der 35. Deutsch-Niederländischen Grafikbörse in Borken ausgezeichnet.

Was hast du hier in Gelsenkirchen gefunden?

Ich musste mir hier zunächst ein vollkommen neues privates und berufliches Netzwerk aufbauen, da ich hier noch niemanden kannte. Mein langfristiges Ziel war dabei immer, von meiner Kunst leben zu können, was ich mittlerweile erreicht habe.

Im Laufe der Zeit habe ich mir auch einen guten Kontakt zur Stadt aufgebaut, die mich in den letzten Jahren mehrfach unterstützt hat. Zum Beispiel auch mit Stipendien in der Corona-Zeit. Daraus habe ich endlich Kontakt zur Community der Künstler*innen in der Stadt bekommen, woraus sich Kooperationen und Freundschaften entwickelt haben.

Du hast dein Atelier in Gelsenkirchen schon seit zwei Jahren. Hat sich hier vor Ort seitdem etwas verändert?

Ja, auf jeden Fall. Es gibt baulich und ästhetisch eine große Veränderung, das ist ganz wichtig. Aber auch die gastronomische Bandbreite kann man mittlerweile direkt erkennen.

Hast du noch Meilensteine, von denen du träumst oder lebst du deinen Traum schon?

Einen Teil davon ja, ich habe aber auch 10 Jahre dafür gebraucht, um davon leben zu können. Zudem erfahre ich seit ungefähr zwei Jahren deutlich mehr Anerkennung für meine Arbeit, was nach schwierigen und entbehrungsreichen Jahren wirklich viel Kraft gibt.

Die nächste Stufe wäre eine Einzelausstellung im Museum, denn da funktioniert meine Kunst, da ist sie frei von Kommerz. Für meine Druckgrafik, die ich inzwischen sehr gut verkaufe, spielt das nicht so eine große Rolle, aber für die Malerei finde ich das sehr wichtig. Das Museum ist nach wie vor ein Ort, an den die Leute kommen, um sich auch mit schwierigeren und zeitkritischen Themen auseinanderzusetzen. Hierfür male ich.

Erfahre hier mehr über Jannine & lerne ihre Kunst kennen: Malerei – Jannine Koch (jannine-koch.de)

Förderprogramme & Partner
Neuste Beiträge
Wir freuen uns, wenn dir der Beitrag gefallen hat. Teile ihn gerne mit deinen Freunden. 
WhatsApp
Email
Facebook
Twitter
LinkedIn

Zukunftspartnerschaft in Gelsenkirchen

Neues Leben für eine ganze Stadt.

Mehr Raum. Mehr Möglichkeiten. Mehr Zukunft. In unserer Stadt steckt noch Potential für jede Menge frischen Wind. Aus diesem Grund haben sich das Land NRW und die Stadt Gelsenkirchen zusammengetan, um die „Zukunftspartnerschaft Wohnen“ in Gelsenkirchen ins Leben zu rufen. Als SEG sind wir ein fester Teil dieses neuen Projekts.