Philip Mörbitz im Atelierhaus

Analoge Fotografie zwischen Dunkelkammer, Skatehalle und Stadtgefühl

“Für mich ist es immer noch so ein bisschen wie Urlaub in einem sehr kreativen Viertel.”

Juli 30, 2025

Philip Mörbitz sitzt in seinem Atelier vor einer Wand mit Fotografien, umgeben von transparenten Aufbewahrungsboxen; er lächelt in die Kamera, die Szene vermittelt eine offene, kreative Arbeitsatmosphäre im analogen Fotolabor.

Im Atelierhaus an der Bochumer Straße riecht es manchmal nach Fixierer und Entwickler. Das liegt an Philip Mörbitz. Er ist analoger Fotograf mit Leidenschaft für Prozesse, Materialien und Bildräume abseits des Digitalen. Was bei anderen auf Speicherkarte oder Handybildschirm endet, beginnt bei ihm erst richtig: in der Dunkelkammer. Auf Papier, auf Holz, auf Textil – Hauptsache haptisch, echt, handgemacht.

Philip kam vor rund anderthalb Jahren ins Atelierhaus, weil in seiner Wohnung kein Platz mehr für die Kunst war. Heute hat er hier seine eigene Dunkelkammer aufgebaut. DIY, improvisiert, aber voll funktionsfähig. Bis zu zwei mal drei Meter große Abzüge entstehen in seinem Studio, oft in mehreren Entwicklungsstufen, manchmal auf ungewöhnlichen Trägermaterialien. Die Fotografie ist für ihn kein fertiges Bild, sondern ein Prozess.

Vom Entwickeln zum Fotografieren

Philip ist kein klassisch ausgebildeter Fotograf. Von Beruf ist er Chemiker, und genau das führte ihn zur analogen Fotografie: über die Materialseite. Der Gedanke, Bildprozesse selbst zu kontrollieren, das Zusammenspiel von Chemie, Licht und Oberfläche aktiv zu gestalten reizte ihn mehr als der reine Moment des Auslösens. Also begann er zu experimentieren, las Fachliteratur, probierte aus, baute um.

Inzwischen vergrößert er seine Bilder selbst, zieht sie auf unterschiedliche Träger auf und arbeitet mit Materialien, die man in der klassischen Fotografie selten findet. Vieles ist selbst gebaut, manches umfunktioniert. Die Lust am Improvisieren ist Teil seiner künstlerischen Haltung, ebenso wie der Wunsch, sich mit anderen auszutauschen.

Themen, die bewegen: Subkultur, Alltag, Leidenschaft

In seinen Fotografien geht es Philip um Menschen und um das, was sie antreibt. Er begleitet Skateboarder:innen, Street-Art-Aktionen oder Musiker:innen, aber auch Menschen bei alltäglichen Aktivitäten, in denen Leidenschaft steckt. Sein Blick gilt jenen Momenten, in denen jemand ganz bei sich ist: beim Surfen, beim Einradfahren, beim Tanzen auf der Hochstraße.

Ückendorf als kreativer Raum

Ursprünglich kommt Philipp aus Gelsenkirchen-Buer. Mit Ückendorf hatte er lange wenig Berührung, bis ihn sein Freund Alex auf das Atelierhaus aufmerksam machte. Der Raum war frei, die Atmosphäre offen, der Einstieg schnell gefunden. Inzwischen arbeitet er hier regelmäßig und hat sich gut eingelebt. Die Bochumer Straße ist für ihn wie ein kreatives Paralleluniversum mitten in der Stadt.

Was ihn besonders begeistert, ist das Gefühl von Nachbarschaft: Menschen grüßen sich, man kennt sich, kommt ins Gespräch. Für ihn fühlt sich Ückendorf ein bisschen an wie Urlaub, nur mit dem Unterschied, dass man bleibt. Wie in einer kleinen Stadt, in der man nach ein paar Tagen den Pizzabäcker kennt, den Buchhändler trifft und weiß, wo es die besten Materialien gibt.

Austausch und Zusammenarbeit

Im Atelierhaus ist Philip nicht allein. Neben seiner Fotografie entstehen in den Nachbarräumen Malerei, Grafik, Street Art oder Design. Mit einigen Künstler:innen ist er im engen Austausch, es gibt gemeinsame Ausstellungen, Ideen, Projekte. Auch außerhalb des Hauses vernetzt er sich mit Fotograf:innen aus Gelsenkirchen, oft über soziale Medien, manchmal ganz analog beim gemeinsamen Streifzug durch die Stadt.

Gerade der Austausch mit anderen sieht er als großen Gewinn. Sein Ansatz ist offen, nahbar, interessiert, er zeigt seine Arbeiten gerne, nimmt Feedback ernst und freut sich über Rückmeldungen. Für ihn ist Fotografie keine abgeschlossene Sache, sondern ein Gesprächsangebot.

Wünsche für die Zukunft: Orte des spontanen Austauschs

Was Philip sich für Ückendorf und Gelsenkirchen wünscht, sind mehr Orte für spontanen, niederschwelligen Austausch. Räume, in denen kreative Prozesse sichtbar und zugänglich werden. Er denkt dabei an Orte wie einen Plattenladen oder ein Musikgeschäft, in dem Musiker:innen sich treffen, weil sie wissen: Dort ist immer jemand, mit dem man ins Gespräch kommen kann, jemand, der gerade an etwas arbeitet oder einfach Lust auf Austausch hat.

Gerade für künstlerische Prozesse, die oft isoliert entstehen, können solche Orte viel bewirken. Sie bieten nicht nur Infrastruktur, sondern auch Begegnung. Und genau die ist es, was ihn an Ückendorf so begeistert: Dass es Menschen gibt, die Lust haben, etwas gemeinsam aufzubauen.

Fotografie mit Tiefe – analog, lebendig, lokal

Philip Mörbitz bringt in seiner Arbeit handwerkliche Präzision, chemisches Wissen und künstlerisches Gespür zusammen. Seine Bilder zeigen das Urbane, das Echte und das Glück im Kleinen. Im Atelierhaus hat er dafür den richtigen Raum gefunden. Seine Dunkelkammer ist kein Rückzugsort, sondern ein Ausgangspunkt für neue Perspektiven.

Ob auf Papier, Holz oder anderen Materialien – Philip denkt Fotografie weiter. Und zeigt damit, wie viel Potenzial in alten Techniken steckt, wenn man sie neu denkt. Wer ihm begegnet, begegnet einem, der zuhört, ausprobiert und offenbleibt. Genau das macht seine Arbeit so besonders.

Hier kannst du Philips Kunst entdecken: @moerblitz

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