Ruhrflanke – Sport trifft Sozialprojekt in Gelsenkirchen

Junge Leute mit Bewegung fit für die eigene Zukunft machen

Die RheinFlanke verbindet schon seit 2006 Sport-Angebote mit Jugend- und Bildungsarbeit. 2021 öffnete in Gelsenkirchen-Ückendorf dann mit der RuhrFlanke das Angebot für den Ruhrpott. Welche Projekte euch hier erwarten, erzählen euch Coaches Josephine und Marco, sowie Standortleiter Martin am besten selbst. 

November 20, 2023

Was ist die Ruhrflanke überhaupt? 

Martin: Die Ruhrflanke macht sportbasierte Bildungsarbeit. Wir versuchen Sozialkompetenzen, gerade in sozialschwachen Regionen, bei jungen Menschen zu fördern. Damit soll der Übergang von Schule ins Berufsleben erleichtert, Perspektiven entwickelt und Chancengleichheit hergestellt werden. 

Welche Projekte führt ihr genau durch? 

Martin: Konkret arbeiten wir hauptsächlich an Schulen. Wir sind Träger von einem offenen Ganztag am Grillo-Gymnasium Gelsenkirchen und machen da auch Sozialkompetenztraining zu verschiedenen Themen der politischen Bildung. Wir arbeiten aber auch viel mit dem Medium Sport und verbinden beide Dinge in der Kompetenzentwicklung durch Sport. 

Hier an der Bochumer Straße, wo wir seit 2,5 Jahren sitzen, haben wir in Kooperation mit dem Jobcenter ein neues Projekt entwickelt. Dort suchen wir junge Menschen hier im Stadtteil auf. Durch den Sport wollen wir eine positive Bindung mit den Personen aufbauen. Gerade die, denen es schwerfällt, sich aufzuraffen, wollen wir direkt auf der Straße ansprechen und motivieren. Im nächsten Schritt schauen wir aber auch, was die Einzelperson individuell für ihre Zukunft benötigt.  

Auf wen sind eure Projekte genau ausgerichtet? 

Martin: Das Projekt mit dem Jobcenter richtet sich an Personen zwischen 15 und 25 Jahren. Zu unseren Sportangeboten können im Gegensatz alle kommen. Wer Lust darauf hat, kann da einfach vorbeikommen.  

Fußballstunden der Ruhrflanke:

  • Dienstags 18 bis 19:30 Uhr im Alma Park Gelsenkirchen (Almastraße 39)
  • kostenlos und regelmäßige Teilnahme freiwillig
  • Treffpunkt ab 17:45 Uhr am Eingang des Alma Parks oder um 17:30 Uhr am Büro der RuhrFlanke, bitte mit vorheriger Ankündigung/ Anmeldung

Tischtennisstunden der Ruhrflanke:

  • Jeden Donnerstag von 16:00-18:00 Uhr
  • kostenlos und regelmäßige Teilnahme freiwillig
  • Treffpunkt um 16:00 Uhr am Büro der RuhrFlanke

Wie genau sieht euer Arbeitsalltag aus? 

Marco: Einen großen Teil unserer Arbeitszeit macht das Aufsuchen der Klienten aus – teilweise auch bei ihnen zu Hause, wenn man sie sonst nicht erreichen kann. Ein weiterer großer Teil des Arbeitsalltags ist das Coaching, wo wir individuelle Herausforderungen begleiten, und mit den Klienten versuchen, diese zu überwinden. Ziele sind zum Beispiel einen Schul-, Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. 

Die Sportangebote sind der letzte große Teil unseres Arbeitsalltags. Die führen wir auf öffentlichen Plätzen durch, zum Beispiel hier in Ückendorf auf dem Bolzplatz, wo wir jede Woche ein festes Angebot haben. Wenn das Wetter schlechter wird, gehen wir zum einen in die Sportbude oder in die Soccerhalle. 

Habt ihr das Gefühl, die Klient:innen nehmen das positiv auf? 

Marco: Der Faktor Sport ist ein großer Bereich, über den man die Klient:innen kriegen kann. Bis jetzt wurden die Coaching-Angebote auch sehr gut aufgenommen, auch wenn es manchen natürlich schwerfällt, die Termine Woche für Woche wahrzunehmen.  

Welchen Vorteil hat es denn, Sport in dieses Konzept mit einzubinden? 

Marco: Der Beziehungsaufbau verläuft ganz anders. Wenn man sich jetzt vorstellt, wir sitzen uns am Tisch gegenüber, wir sind uns wildfremd und plötzlich frage ich direkt ganz palakativ: „Was sind deine Probleme?“ Das funktioniert nicht, da fehlt eine Basis. Man muss ja erstmal warm miteinander werden. 

Auf dem Sportplatz oder in der Halle kommt man sich bei einer Aktivität auch psychosozial näher, man baut eine Beziehung zueinander auf. Da kann man auch mal locker fragen „Wie sieht’s denn gerade in der Schule aus? Können wir dich irgendwo unterstützen?“ Das ist ein ganz anderer Einstieg, als wenn man das frontal macht. 

Darüber hinaus kommen die Angebote dann hier ins Büro, wo wir uns nochmal professionell hinsetzen und zusammen Perspektiven erarbeiten. 

Wie startet ihr neue Projekte? Können sich Schulen zum Beispiel direkt bei euch melden? 

Marco: Das verläuft aus beiden Richtungen. Auf Grund unserer vergangenen Tätigkeiten haben wir gute Kontakte zu Schulen, bei denen wir bereits Teil des Schulalltags waren. Gleichzeitig kommen aber auch Schulen auf uns zu und können das natürlich auch weiterhin machen. Daraufhin schauen wir dann, wo sich Synergien ergeben. 

Und welche Sportarten bietet ihr an? 

Marco: Wir machen zu zweit die Sportangebote. Ich spezialisiere mich auf Fußball. Das heißt aber nicht, dass ich einfach den Ball in den Raum werfe und dann zuschaue. Wir kommen aus dem Workshop-Setting und wollen mehr mitgeben als nur die sportliche Aktivität: Teamentwicklung, Fairplay und die Erweiterung der Frustrationstoleranz.  

Josephine: In der Entwicklung befindet sich noch ein Angebot für Krafttraining. Das wollen wir in der Sportbude anbieten. Aber auch bei den Coachings, wenn man merkt, dass es am Schreibtisch einfach nicht klappt, kann man noch zu den Tischtennisplatten losziehen und da ins Gespräch kommen.  

Martin: Wir arbeiten mit den individuellen Kompetenzen der Mitarbeiter:innen. So kann man dann ja auch Hobby und Beruf miteinander verbinden. Ich bringe zum Beispiel Graffiti mit – ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele Graffiti-Projekte wir schon umgesetzt haben. So bringt jeder Kompetenzen in unser Portfolio rein, auf denen wir aufbauen können. 

In der Vergangenheit haben wir aber auch Ferienfreizeiten angeboten, das war auch immer ein voller Erfolg. In Bochum haben wir zum Beispiel eine Woche mit Stand Up Paddling verbracht.  

Was macht diesen Standort so besonders? 

Martin: Die Rheinflanke hat die Stadt Gelsenkirchen als Standort aus ganz klaren Gründen ausgewählt: Gelsenkirchen ist die ärmste Stadt Deutschlands, immer in den 40%-Bereichen bei Kinderarmut – also genau die Themen, die uns umtreiben. Da wussten wir, hier müssen wir anpacken und was tun. Daher haben wir uns mit dem Namen Ruhrflanke diesem Standort klar gewidmet. 

Hier gibt es schon viele schöne und erfolgreiche Projekte, aber wir wollten schauen, wie wir mit unserem Know-how unterstützen können. Natürlich ist Schule essentiell wichtig, aber sie braucht in vielen Punkten Unterstützung. Schule ist überlastet und diese Erfahrung haben wir an allen Schulformen gemacht. In Gelsenkirchen waren wir schon an allen Schulformen tätig und jedes Mal war das Kollegium sehr dankbar für die Entlastung. 

Genau das, was wir von der ärmsten Stadt Deutschlands erwartet hatten, dass wir hier viele Menschen finden, die unsere Hilfe benötigen und gerne annehmen, ist eingetroffen. Und die Zeiten waren nie so gut für jemanden, der keinen Bock auf Schule hat oder nicht so gut ist. Passt du gut in die Welt, kannst du pünktlich kommen und dich halbwegs gut ausdrücken? Dann hast du gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. 

Wir sehen in der Krise auch eine gute Chance, Gas geben zu können. Jemanden, der will, können wir gut unterstützen und in die Zukunft begleiten.  

Seid ihr denn auf Spenden angewiesen? 

Martin: Ja, absolut. Wir sind ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Der Start in Gelsenkirchen war sehr schwer, mittlerweile genießen wir in der Schullandschaft der Stadt aber eine gute Position. Gerade das Thema Zuzug aus Südost wollen wir nochmal angehen und haben auch ein großes Projekt mit einem Träger aus Bochum in Arbeit. Aber das ist alles immer abhängig von Fördergeldern. 

Wie groß ist euer Team aktuell? 

Martin: Wir sind aktuell zu acht. Ungefähr die Hälfte ist am Grillo-Gymnasium und die andere Hälfte hier im Büro tätig. 

Was sind eure Wünsche und Pläne für die nächsten Jahre? 

Josephine: Als junges Projekt müssen wir natürlich noch Strukturen verfestigen, um neue Klient:innen und neues Personal einfacher aufzunehmen. Zum anderen wollen wir auch in der Stadt bekannter werden. In Ückendorf läuft das schon gut an, unser Ziel ist aber auch eine Bekanntheit darüber hinaus. 

Martin: Anders als die großen Schiffe wie Städte oder bekannte Träger sind wir sehr offen und flexibel. Bei uns können alle reinkommen und ihre Ideen vorschlagen. Wir gucken dann einfach, wie man das gut umsetzen kann und wie es passt. Wir sind da sehr unkonventionell, haben ein sehr junges Team und das spricht auch für uns. Die Tür, unser Kopf und unsere Arbeit ist immer offen. 

 

Als SEG freuen wir uns sehr, mit der RuhrFlanke ein Projekt im Quartier unterstützen zu können, das vieles bewirkt und Perspektiven eröffnet. Ihr findet das Projekt interessant und wollt mehr über die Arbeit erfahren, die RuhrFlanke finanziell unterstützen oder euch für eine freie Stelle bewerben? 

Alle Infos und Kontakt-Möglichkeiten findet ihr hier: 

Website: https://www.rheinflanke.de/  

Insta: Ruhrflanke (@ruhrflanke)

https://www.instagram.com/rheinflanke_official/  

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